Blick auf Torbole am Gardasee

Traum und Abenteuer Alpencross

Hilfreiche Tipps für eine gelungene Alpenüberquerung mit dem Mountainbike

Bis jetzt habe ich es dreimal mit dem Mountainbike über die Alpen an den Gardasee geschafft. Die erste Transalp führte mich mit einer Freundin vom Tegernsee über die Dolomiten an den Gardasee. Ein tolles Erlebnis, von dem meine Freundin mit Schulter-Zerrung und ich mit Narben zurückgekommen bin, die heute noch meinen Oberschenkel zieren. Der zweite Alpencross verlief von St. Anton am Arlberg über das Vinschgau und die Brenta Dolomiten an den Gardasee – ohne Stürze und Verletzungen. Aber mit tollen Eindrücken von der Uinaschlucht und dem Ultental. Bei Transalp Nummer drei haben wir eine wilde Route vom Bodensee über das Allgäu bis nach Seefeld gewählt, um dann über die Dolomiten wieder am Gardasee herauszukommen. Dabei habe ich gelernt, dass 10 Tage einfach zu lange sind, trotz Ruhepause.

Alpencross: ein unvergessliches Erlebnis, das geplant sein will

Auch wenn die Alpencross-Routen immer anders waren, es war jedes Mal ein echtes Erlebnis. Und mit jeder weiteren Alpenüberquerung habe ich dazu gelernt. Denn während der erste Alpencross echt mühsam war – zu wenig Training, zu viel Gepäck und zwei Unfälle – verliefen Alpencross Nummer zwei und drei schon wesentlich besser. Neben ausreichend Kondition, jeden Tag lange Etappen zu fahren, sollte eine Transalp auch gut geplant sein. Was man nicht planen kann, ist das Wetter. Aber einige wertvolle Tipps sollen helfen, dass der Alpencross zum Erlebnis und nicht zum Alptraum wird.

Geführt oder auf eigene Faust

Ein geführter Alpencross ist sicher das „Rundumsorglos-Paket“ – von Navigation, Routen-Wahl bis hin zur Unterkunft, Gepäcktransport und Rücktransport ist hier für alles gesorgt. Ich möchte aber jedem empfehlen, den Alpencross in einer kleinen Gruppe oder sogar zu zweit selbst zu organisieren. Die Alpenüberquerung mit Bikern, die man kennt und mit denen man schon des Öfteren gefahren ist, hat Vorteile: Man kennt sich und die Leistung des oder der anderen und weiß ggf. auch, wie der andere in Extremsituationen reagiert. Auch für Paare eignet sich die Tour zu zweit. Man ist nicht auf andere angewiesen und kann so seine ganz eigene Route zusammenstellen und fahren.

Wie plant man einen Alpencross? Karten, Navigation und Planungs-Apps

Bei Transalp Nummer eins hatte ich alle Karten im Maßstab 1:25,000 im Rucksack, ein GPS-Gerät hatten wir damals nicht. Die Fahrt mit Karten ging gut, ist aber unnötiges Gepäck. Mit Planungs-Apps wie Outdooractive oder Komoot lassen sich jede Alpenüberquerung super planen, denn andere Nutzer stellen hier auch gerne ihre Routen zur Verfügung. Diese kann man dann entweder Nachfahren oder für sich anpassen. Ich möchte aber empfehlen, sich jeden Track noch mal genau anzusehen, um ggf. Umwege etc. zu vermeiden. Das Handy lässt sich auch als Navigationsgerät verwenden. Ich bevorzuge heute aber eindeutig mein Garmin 1030. Mit dem Garmin verläuft die Navigation super, das Gerät hat eine lange Akkulaufzeit und das Display ist übersichtlich. Auch lassen sich mit dem Gerät unterwegs Routen neu planen. Bei Komoot finde ich es komfortabel, dass man eine geplante Route auch kabellos über Garmin Connect auf das GPS-Gerät übertragen kann.

Die ideale Routenwahl

Die Heckmair-Route von Oberstdorf nach Riva del Garda gehört wohl zu den bekanntesten Alpencross-Routen und wird sehr gerne gefahren, sie ist aber technisch nicht ohne. Einfacher ist dagegen die Via Claudia über den Reschensee. Aber oft sind die Etappen einer Alpenüberquerungen mit dem MTB auf sehr lange Strecken mit vielen Höhenmetern (+80 km, +2000 HM) ausgelegt. Das sind Distanzen und Höhenmeter, die viele Radfahrer nur selten zurücklegen. Deswegen macht es unter anderem Sinn, die Etappen anzupassen, ggf. zu verkürzen und einen Tag mehr einzuplanen. Fragt Euch, ob ihr diese Distanzen auch über mehrere Tage hinweg fahren könnt und wollt, ohne dass es zum Stress oder zu einer physischen Belastung wird und man am Ende aufgeben muss. Die Dauer kann je nach Start und Ziel variieren, zwischen 5 und 7 Tage finde ich ideal.

Hütte oder Hotel: die richtige Unterkunft

Viele Alpenüberquerungen mit dem MTB sehen die Übernachtung auf Hütten vor. Das mag schön sein, aber es gibt drei Dinge zu bedenken:

  1. ein Hüttenschlafsack bedeutet zusätzliches Gewicht
  2. Bettenlager mit schnarchenden Wanderern sind nicht unbedingt erholsam
  3. abends noch mal viele Höhenmeter zu einer Hütte zurückzulegen zerrt an den Kräften

Persönlich ziehe ich deswegen die Übernachtung in einfachen Hotels und Pensionen im Tal vor. Viele Pensionen bieten auch einen Wäscheservice an und nach einer ordentlichen, warmen Dusche schläft es sich auch besser in einem Zimmer, als mit vielen Wanderern und Bikerin im Bettenlager.

Gepäck: das gehört in den Rucksack

Weniger ist mehr. Man tendiert immer zu viel mitzunehmen, aber man sollte sich gerade für einen Alpencross gut überlegen, was man mitnehmen möchte. Denn am Ende geht das auch ganz schön auf den Rücken. Was auf jeden Fall dazu gehört:

Packliste – das braucht man für einen Alpencross
– Rucksack (max. 20 L) mit Regenhülle
– Zwei Radtrikots
– Zwei Radhosen
– Regenjacke
– Ev. Regenhose (gibt es auch kurz)
– Armlinge
– Beinlinge
– Lange Handschuhe
– Socken
– Sonnenbrille
– Helm
– T-Shirt bzw. leichte Hose für den Abend im Hotel
– Leichter Pullover bzw. langärmeliges Funktions-Shirt
– Flip Flops
– Trinkflasche 750 ml
– Handy (funktioniert auch als Kamera)
– GPS-Gerät
– Ladekabel
– Biketool mit Kettenschloss
– Ersatzschlauch, Schaltauge, Flickzeug
– Kosmetikartikel: Sonnencreme, Deodorant, Zahnpasta, Zahnbürste

Auf eine Trinkblase würde ich verzichten und die Trinkflaschen am Rad montieren, denn eine 2 L Trinkblase nimmt nicht nur Platz ein, sondern bedeutet auch zusätzliches Gewicht. Auf den meisten Strecken finden sich immer wieder Hütten oder Wasserstellen, wo man die Trinkflasche einfach auffüllen kann. Es kann aber auch mal eine Tankstelle sein. Protektoren würde ich auch nicht unbedingt mitnehmen, man sollte aber sicher auf Trails und Abfahrten sein. Werkzeug, Ersatzschlauch und ein Biketool einfach in einer kleinen Satteltasche unter dem Sattel am Mountainbike befestigen. Auch würde ich abends möglichst auf minimales Gepäck setzen und einfach über die Woche hinweg immer das Gleiche tragen… Weniger ist wie gesagt einfach mehr. Wer plant noch einige Tage am Zielort zu verbleiben, der sendet sein Gepäck einfach rechtzeitig mit der Post voraus. So muss man vor Ort auf nichts verzichten.

Rücktransport: wie kommt man wieder nach hause?

Gerade die Routen von Süddeutschland Richtung Italien sind sehr beliebt und eine Vielzahl von Reiseunternehmen hat sich darauf spezialisiert, Rücktransporte zum Ausgangsort anzubieten. So gibt es z.b. regelmäßig Busse vom Gardasee zurück an den Brenner, nach Innsbruck, München oder auch nach Oberstdorf. Die Räder werden dann auf einem Anhänger verladen und fest gezurrt und am Startort wieder abgesetzt. Einige Unternehmen bieten sogar private Fahrten an. Die Kosten liegen je nach Strecke bei ca. 100 Euro pro Person und variieren leicht unter den Anbietern. Einer der Anbieter ist z.b. Bikeshuttle.it.

Training

Wie viel muss man eigentlich trainieren? Diese Frage lässt sich schwer beantworten. Sicher ist sicher: Radfahren kommt vom Radfahren. Und je mehr Kilometer und Höhenmeter man davor zurückgelegt hat, umso besser. Man sollte in der Lage sein, über mehrere Tage hinweg konstant eine hohe Leistung zu bringen. Dazu gehört auch, dass man schnell regeneriert, um am nächsten Tag die neue Etappe auch zu bewältigen. Es sind nicht unbedingt die Kilometer, die etwas ausmachen, vielmehr sind es die Höhenmeter, die einem zu schaffen machen. Ausreichend Grundlagen müssen dafür vorhanden sein und man sollte vor einem Alpencross auch z.B. mal eine Wochenendtour mit entsprechendem Gepäck durchgeführt haben. Meine ersten Alpencross bin ich mit sehr wenig Training gefahren, es war anstrengend, tat weh aber es ging. Doch mit mehr Training und Erfahrung wird das auch leichter und die Alpenüberquerung nicht zur Qual sondern zu einem echten Erlebnis, das man nie vergisst und eventuell sogar ein zweites oder drittes Mal wiederholt.

Bikepacking-Taschen statt Rucksack?

In den letzten ein bis zwei Jahren ist Bikepacking immer mehr in Mode gekommen. Anbieter wie Ortlieb oder auch Apidura bringen ausgefeilte Taschen für den Sattel oder den Lenker auf den Markt. Sie eigenen sich aus meiner Sicht aber nicht für einen Alpencross mit einem Fully: gerade bei Abfahrten auf Trails wird das Handling des Mountainbikes mit einer Tasche unter dem Sattel schwerer, das Fahrrad ist ggf. gerade auf einem engen Trail nicht mehr so agil. Auch muss man bei schweren Taschen ggf. noch mal das Fahrwerk anpassen. Und einige Alpencross-Routen sehen sogar Tragepassagen vor. Da ist ein Rucksack ideal.

Kostenlose Werbung: die hier genannten Produkte habe ich selbst erworben, die genannten Marken sind lediglich Vorschläge, die ich persönlich empfehlen möchte.