Wenn sich die Blätter gelb und orange färben und langsam von den Bäumen fallen, lohnt es sich aufs Gravelbike umzusteigen. Auch wenn die ersten Schweizer Bergpässe jenseits der 2000 Höhenmeter bereits geschlossen sind, finden sich immer noch Touren mit Berg-Feeling. Ein alter Saumweg zum Beispiel führt von Bad Ragaz nach Tamins und überwindet dabei den Kunkelspass. Er verbindet die Kantone Sankt Gallen und Graubünden. Aufgrund seiner Schotterpiste und der schönen Auffahrt auf Seitenwegen durchs Taminatal und dem imposanten Felstunnel eignet sich die Route ideal für eine Gravelbike Tour.
Auf historischen Wegen über den Kunkelspass
Der alte Lastenweg über den Kunkelspass war schon in der Römerzeit von Bedeutung. Er diente als Ausweichroute, wenn das Rheintal von Hochwasser überschwemmt war. In seinem heutigen Zustand besteht er seit dem ersten Weltkrieg. Nahe der Passhöhe sind einige enge Tunnel durch den Felsen geschlagen – zweifelsohne ein Highlight der Tour. Für den Verkehr ist der Pass bis heute nicht gesperrt, wird aber wenig von Autos befahren. Einerseits liegt er parallel zu den gut ausgebauten Straßen des Rheintals, andererseits ist er mit seinen vielen engen Kurven und engen Tunneln sehr unwegsam. Beste Voraussetzungen also für eine Gravelbike Tour über den Kunkelspass.
Ab Bad Ragaz durch das Taminatal
Als Ausgangspunkt für unsere Tour haben wir Bad Ragaz gewählt. Von dort aus kann man entweder über die Teerstrasse Richtung Pfäfers bergauf radeln oder auf der anderen Seite der Taminaschlucht über Valens in das Taminatal fahren. Beide Straßen treffen sich kurz vor dem Mapraggsee. Man lässt das weite Rheintal und die Weinberge der Bündner Herrschaft hinter sich. Immer wieder zeigen sich die schroffen Felswände, die tief in die Taminaschlucht abfallen. Die Befahrung des Weges mit dem Fahrrad durch die Schlucht selbst ist leider nicht erlaubt. Die ersten Höhenmeter auf der Straße sind recht steil, ab dem Mapraggsee wird es etwas flacher. Richtung Vättis wird die Straße immer schmaler, auch nimmt der Verkehr ab. Abseits der Straße führen Forststraßen und Schotterwege in die gleiche Richtung. Mit ausreichend profilierten Reifen lohnt sich der eine oder andere Abstecher. Auf der Gegenseite des Tales wirken die kleinen Berghütten und Häuser wie eine Spielzeuglandschaft. Jetzt im Herbst leuchten die Wälder goldgelb und orangerot vor den grauen Felswänden der angrenzenden Tektonikarena Sardona.
Auf Schotter und rauem Asphalt zum Kunkelspass
Die letzten Höhenmeter zum Kunkelspass ziehen sich über einige knackig steile Serpentinen. Auf der Passhöhe angekommen, lohnt sich eine Rast auf der Hochebene: hier steht die Alp und das gleichnamige Berggasthaus Überuf. Um sich herum öffnet sich der Blick auf die beeindruckende Schweizer Bergwelt der Sardona. Alle Höhenmeter sind geschafft, ab jetzt geht es nach Tamins nur noch bergab. Kurz vor dem Tunnel endet der Asphalt und jetzt kann das Gravelbike seine Stärken ausspielen. Aus dem engen Tunnel bieten sich immer wieder grandiose Ausblicke auf raue Felsformationen und in die Weite des Tals. Vom Talort Tamins geht es über Radwege am Rhein entlang vorbei an Chur wieder zurück zum Ausgangspunkt in Bad Ragaz.
Schöne Einkehrmöglichkeit am Ende der Gravelbike Tour
In Bad Ragaz gibt es zahlreiche Bars und Cafés, die sich nach der Tour für eine Einkehr eignen. Besonders zu empfehlen ist das Undkuh. Das kleine Ladenlokal nennt sich Bistro – Erlebnis – Café und ist eine Mischung aus Restaurant, Cafe und Lebensmittelgeschäft. Der Zitronenkuchen ist ausgezeichnet, es gibt eine beeindruckende Auswahl an eher seltenen Bieren und noch dazu sitzt es sich auf dem überdachten Gehweg ganz ausgezeichnet.
Re-cycle: Projekt Gravel 200
So entsteht aus einem TREK Multi 730 Touring-Bike ein Gravelbike für gerade mal 200 Euro. Die Gravelbike Tour über den Kunkelspass war die erste gemeinsame Testfahrt. Mehr zu diesem Umbauprojekt unter https://roughbutsmart.com/gravelbike/